Samstag, 19. Februar 2011

Radiohead - The King of Limbs Review

Hier ist es also, das neue Radiohead Album steht zum Download bereit und natürlich möchte ich euch in einem kurzen Track by Track-Review nicht vorenthalten, wie ich das ganze finde.*


Bloom. Schon die ersten Klänge machen deutlich, was es mit diesem Album auf sich
hat. Elektronisch und sperrig geht es auf The King of Limbs zu. Als dann Yorks
Gesang einsetzt, dürften sich einige an die Kid A und Amnesiac erinnern. Auch
fällt bereits hier auf, dass dieses Album voll winzig kleiner Details steckt,
die erst beim genauen Hinhören offensichtlich werden. So versteckt sich in
diesem Beat immer wieder eine kleine Disharmonie so, als würde das Grundgerüst
des Tracks wackeln. Nur um dann wieder zurecht gestupst zu werden.
Lyrisch passt sich dieses Stück dabei sehr an das Gefühl an, was dieser Opener
mit dem geneigten Hörer anstellt, "I'm moving out of orbit." Dann nimm uns mit
auf deine Reise Mr. York!


Mit Morning Mr. Magpie geht es weiter. Auch hier ist vor allem das Drumming sehr
elektronisch angehaucht. Man denkt an Four Tet, Apparat oder auch Flying Lotus.
Hier wird deutlich, dass auch eine Nähe zu Yorks Solopfaden nicht zu verleugnen
ist. Im Internet fragen dabei einige kritische Stimmen, wo denn die Band
geblieben sei. Diese ist dann aber doch recht deutlich zu hören.
Morning Mr. Magpie ist im übrigen ein Stück, welches schon seit 2002 durch die 
Radiohead-Welt fliegt. 


Als dritten Track begrüßt uns Little by Little. Ich muss gestehen, als ich
die Tracklist las, dachte ich zuerst an eine andere britische Band, aber damit
haben Radiohead natürlich gar nichts zu tun. Little by Little ist dann wohl der
erste richtig zugängliche Song des Albums, auch wenn das Setting des Songs wieder
sehr detailreich ist. Dies liegt sicher auch an der sehr einprägsamen Gitarre und
Yorks typischen Gesang. Little by Little ist dabei im Text wieder stark
fragmentiert. Gefällt!

Feral ist durchsetzt mit einzelnen Vocalfragmenten und doch ein
Instrumentalstück. Hier wird ganz klar deutlich, wo sich Radiohead haben
inspirieren lassen. Four Tet wurde ja bereits genannt und auch Burial dürfte
den meisten bekannt sein. Man darf davon ausgehen, dass zu diesem Track noch
einige Remixe folgen werden und dies dann ein echtes Club-Monster wird.
Für mich ist der Track, auch wenn Feral großartig ist, jedoch eher eine B-Seite im King of
Limbs Universum.

Die erste Single und gleichzeitig der fünfte Track des Albums ist Lotus Flower
und verbindet "In Rainbows" und "The King of Limbs" am deutlichsten miteinander.
Die Nummer ist sehr harmonisch und atmosphärisch und könnte so auch auf der
zweiten Hälfte der In Rainbows landen. Gleichzeitig zeigen sich auch hier wieder
sehr stark die Einflüsse der oben genannten IDM/DUBSTEP/ELECTRO Künstler.
Starkes Stück mit eher merkwürdigen Video und meinem Lieblingszitat zum
Mitschreiben:
"There's an empty space inside my heart
Where the weeds take root"


Es folgt Codex und damit ein Umbruch im Album. Nachdem zuvor vor allem der elektronische Part den Ton angegeben hat, bewegen wir uns hier in einer orchestrale Umgebung. Dabei wird wieder einmal diese Radiohead typische hypnotische Stimmung erreicht, die der Großteil der Hörerschaft eben liebt. Der Text selbst - eine Erlösung oder vielmehr die Erlösung. "You've done nothing wrong".
Interessant auch hier, wie kleine Details im Sound versteckt sind und wie das Ende wie ein Erwachen auf einer Waldwiese wirkt um dann direkt in den nächsten Song zu fliesen.

Auf dieser Wiese erwartet einen dann Give up the Ghost. Hier steht Yorks Gesang sehr stark im Vordergrund und wird durch weitere Echos und Vocalsamples unterstützt. Der Rest, die Gitarre und die hypnotisierende Bassdrum wirken wie ein Tuch, das den Hörer einhüllt. Es fällt auf, dass der Aufbau des Albums stark an den der letzen Scheibe erinnert.

Das Werk endet mit Separator. Ein Stück, dass mich von der Soundkulisse an Reckoner erinnert.
"It's like I'm falling out of bed
From a long, blue dream
The sweetest flowers fruits are hang from trees
Falling off the giant bird that's been carrying me
It's like I'm falling out of bed
From a long and weary dream
Just exactly as I remember
Every word
Every gesture"
Es ist, als erwache der Hörer selbst aus diesem Traum, der hier dann "The King of Limbs" heißt.


Fazit:
Nach dem ersten Hören war ich zunächst ein wenig überrascht und enttäuscht. Nach einigen Durchläufen, vor allem mit Kopfhörer, bin ich jedoch vollkommen zufrieden mit dem neuen Album. Zwar ist es keine zweite Kid A, aber ich denke darauf muss man auch nicht mehr warten. Das Album an sich ist sehr gut gelungen und lässt sich ohne skippen auch mehrmals hintereinander durch hören. Der Hörer entdeckt dabei immer neue Ecken und Kanten aber auch weiche Oberflächen. Von letzteren vielleicht sogar mehr als dem einen oder anderen Lieb ist. So fehlt die Wut, die man zuletzt auf Hail to the Thief gehört hatte, vollkommen. Wer In Rainbows, Kid A und Amnesiac mochte und auch an den elektronischen Frickeleien auf HTTT gefallen fand, wird mit dem Album zufrieden sein. Wer immer noch auf ein neues Creep wartet wird natürlich enttäuscht sein und alle anderen sollten sich selbst ein Bild machen.



*Ein Gastbeitrag von meinem Freund :D

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